Trockenmauern im Markgräflerland
Gepflegte Trockenmauern sind Landmarken und attraktive Gliederungselemente in der Landschaft, an denen sich gerade Spaziergänger und Wanderer erfreuen. Naturschützer schätzen Trockensteinmauern darüber hinaus als ausgesprochen wertvolle Biotope.
Obst- und Rebhänge wurden ursprünglich terrassiert, um Raum zu schaffen und das Abschwemmen des wertvollen Humus nach der Bodenbearbeitung zu verhindern.
Die ältesten Mauern mit Stützfunktion bestanden aus Bruchsteinen ohne Verfugung durch Mörtel und ohne Betonhintermauerung. Betonmauern mit Bruchsteinverblendung verhindern eine Verbindung zwischen Hang und Frontseite und haben nur eine geringe ökologische Funktion. Eine Besiedlung durch Tier- und Pflanzenarten ist bei dieser Bauweise nur eingeschränkt möglich. Aber auch alternative Hangsicherungen durch Drahtschotterkörbe,die mit größengleich sortierten Steinen befüllt sind, bieten nur kleine Hohlräume und verhindern so eine Besiedlung mit größeren Tierarten.
Für die echten Trockenmauern dagegen wurden Steine zum Teil über Generationen hinweg gesammelt oder solche aus nahe gelegenen Steinbrüchen zu Mauersteinen behauen und aufgeschichtet. Durch die verschiedenen Größen und Formen der Steine bildeten sich unregelmäßige, größere und kleinere Hohlräume, Fugen und Spalten und damit vielfältige Lebensräume für die unterschiedlichsten Tierarten.
Mauerfuß, Mauerwand und Mauerkrone - drei unterschiedliche Lebensräume
Der Mauerfuß ist kühl und feucht und im Winter frostfrei. Amphibien wie die Erdkröte aber auch Kleinsäuger wie das Mauswiesel fühlen sich hier wohl. Das Schöllkraut bildet hier oft einen schönen gelbblühenden Aspekt.
Die Mauerwand ist sehr trocken und weist hohe Temperaturunterschiede auf. Für wechselwarme Reptilien wie Mauer- und Zauneidechse oder Schlingnatter sind die Mauern im Frühjahr und Sommer attraktive Aufwärmstationen. Zimbelkraut und Mauerraute bevorzugen eher schattigere Bereiche der Mauerwand, während ausgesprochene Wärme- und Trockenheitsspezialisten wie Mauerpfeffer oder Dachwurz auch die wärmsten Bereiche besiedeln. In größeren Spalten brütet gerne der Rotschwanz.
Die Mauerkrone mit Erdüberdeckung beherbergt z.B. Pfeilkresse, deutsche Schwertlilie oder Weinberghyazinthe. Sofern die Erde fehlt, finden sich auf der Mauerkrone wie in der Mauerwand trockenheitsresistente Pflanzenarten.
Die Besiedlung einer Trockensteinmauer durch Pflanzen und Tieren benötigt viele Jahre, da bei der für unser Klima extremen Trockenheit und den hohen Temperaturschwankungen nur ausgesprochene Spezialisten überleben können.
Bei der Restaurierung alter Trockenmauern achten wir darauf, dass die Fundament-Steine ca. 60 cm ins Erdreich ragen, die Mauertiefe 80 cm bis 1m beträgt und die Mauer leicht zum Hang hin geneigt ist. So werden sowohl die Frostfreiheit im Mauerfuß, die Verbindung mit dem Mutterboden als auch eine möglichst dauerhafte Standsicherheit erreicht.
Im Markgräflerland erreichen die bis zu 150 Jahre alten Trockenmauern eine stattliche Höhe von bis zu 3 Metern und prägen die Landschaft in besonderer Weise.